Ist das Konzept eines Büros ein aussterbender Dinosaurier oder doch unersetzlich?
Welche Vorteile Remote Work bietet und warum
es längst (k)ein
Zukunftsmodell (mehr) ist.
Jeder kennt es: das Büro, der Ort an dem man seine Kolleginnen und Kollegen trifft, arbeitet und bestimmt
1/4 seiner (Lebens-)Zeit dort verbringt. Es ist bequem, man hat alles: Tisch, Stuhl, Chefsessel, Computer
und Süßes und Saures für Zwischendurch. Viel muss man darüber nicht mehr erzählen. Und ja, es gibt auch
New Work und Open Space Offices mit zukunftsorientierter Einrichtung und coolen Raumkonzepten. In
Düsseldorf z.B. gibt es einige top Beispiele zeitgemäßer Officeathmosphäre wie bei sipgate, invision und
Kunst & Kollegen. Manche Konzernchefs und Teams kommen sogar extra von weit weg, um zu sehen, dass
man seine Mitarbeiter nicht nur in einem gläsernen Betonkomplex “verstauen” kann, sondern es eben auch
anders geht.
Und auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, die mit beachtlich vielen ihrer Mitarbeiter On Remote
arbeiten, ganz gleich ob es Freelancer oder die Festangestellten sind. Als analogen Ausgleich versammeln
sie 1 bis 2 Mal im Jahr das gesamte Team im Headquarter um sich auszutauschen und kennenzulernen – ist
das nicht gut investiertes Geld? ;-) Eines der ersten Unternehmen, die das On Remote Konzept etabliert
hatten (bereits vor mehr als 10 Jahren) war die Agentur 37Signal, einer von vielen Vorreitern (u.a. IBM,
Microsoft, etc…) im Bereich Remote Work. (Die Gründer schrieben auch noch das Buch “Remote” zum
Thema. Lesen lohnt sich!)
Ok, aber jetzt zurück zum Thema. Wir als (Konzern-)Mitarbeiter sind es gewohnt ins Büro zu gehen, um dort zu arbeiten und als Chefs die Mitarbeiter zu managen – oder die Chefarbeit zu machen.) Naja, jedem das seine eben. Aber gibt es wirklich einen realen Mehrwert im Büro zu verweilen? Heute haben wir mehr als genug digitaler Tools wie Slack, Teams, Skype, Docs, Zooms und Co. die uns an jeden Ort der Welt beamen können, um sich face-to-face zu unterhalten. Das Internet und Cloud-Server ermöglichen eine dezentrale Datenablage und Kollaboration für Teams. D.h. theoretisch könnte so gut wie jede*r in einem Unternehmen von überall arbeiten, egal ob Designer, Programmierer, Anwalt oder Buchhalter. Denn alles ist von überall zugänglich. Es hakt (noch) am Vertrauen der Führungsebene und Teamleads, die es gewohnt sind, “Stühle zu verwalten” anstatt echte Mehrwerte zu schaffent. Und natürlich, wenn man mit einer Kontroll-Struktur aufgewachsen ist, ist es schwer Verantwortung ab- und einen Vertrauensvorschuss zu geben. Es gibt schließlich keine Tools im Unternehmen, die Vertrauen auf Knopfdruck generieren. Wenn man jedoch die Altlasten weg lässt, lässt sich eine zeitgemäße Unternehmenskultur aufbauen, die es ermöglicht Remote Work als festen Bestandteil zu etablieren, denn wenn man das Konzept genauer betrachtet, bietet es aus unserer Sicht nur Vorteile unter BEachtung ein paar wichtiger Regeln:
Die Vorteile
1. CO2 einsparen beim Pendeln: Die CO2- und Geldersparnis ist immens, wenn man bspw. jeden Tag 2x 1h (80 km) pendelt. Im Homeoffice spart man 2h Zeit und CO2. Rechnet es aber gerne selbst für euch aus, was es ausmacht zu Pendeln:2. Lebenszeit sparen: Jeden Tag 2h Lebenszeit sind ca. 440h im Jahr, bzw. ca. 18 Tage. Was denkst du? Schon eine Idee wie du diese Zeit anders nutzen könntest?
3. Büromiete sparen: Büroflächen kosten Unternehmen sehr viel Geld. Wenn man weniger Fläche mieten muss, kann man das Geld entweder zum Teil an seine Mitarbeiter weitergeben (z.B. für die Home-Office-Einrichtung, etc…) oder investieren. IBM hat beispielsweise durch die Umstrukturierung seiner Team die Bürofläche um 58 Mio. Quadratmeter verringert, was einer Ersparnis von ca. $2 Mrd. (jährlich?) entspricht. 386.000 Mitarbeiter von IBM arbeiten nicht im Büro.
4. Weltenbummler werden: Wenn man nicht auf einen Büroplatz angewiesen und Remote Work möglich ist, kann man seinen Lebensort frei wählen: man muss nicht zwangsweise in derselben Stadt leben, wo der Unternehmenssitz ist, man kann einfach umziehen. Oder sogar auswandern. Denn genauso gut lässt sich die selbige Arbeit am Strand mit seinem Notebook und Internetanschluss leisten, wie im Büro vor Ort, oder nicht? Natürlich müssen die Eigenverantwortung und Einstellung zum Unternehmen richtig und der Zeitunterschied zweier Orte & des Teams nicht allzu groß sein.
5. Freie Zeiteinteilung: Man muss nicht zwangsweise seine 8 Stunden täglich im Büro oder am selben Platz “absitzen”. Schließlich gibt es ein Privatleben da draußen, Kinder, Familie etc., um die man sich kümmern sollte. Damit Privates und Geschäftliches eine gute Balance finden, kann sich das Team seine Zeit frei einteilen, wenn es den Scope of Work schafft. Natürlich muss es im Einklang des Teams sein, und Prozesse nicht blockieren. An dieser Stelle ist eben eine gute Kommunikation ausschlaggebend. Grundsätzlich gilt: get the shit done no matter where and at what time. Aber übersteige die 40h Woche nicht! Doch auch Unternehmen genießen den Vorteil, dass sie ihre Kollegen nicht zwangsweise in derselben Stadt oder unmittelbarer Umgebung suchen müssen und aus dem Pensum der weltweit sitzenden klugen Köpfe schöpfen können.
Die Regeln
1. Sport & Kontakt: Wenn man im Homeoffice arbeitet, darf man den Aspekt der körperlichen Bewegung nicht außer Acht lassen. Denn auch der tägliche “reguläre” Weg zur Arbeit ist wenigstens etwas Bewegung und hält den Körper minimal fit. Wenn man also im Homeoffice viel sitzt und nicht rauskommt, sollte man Sport in den festen Tagesablauf einplanen. Und natürlich auch den persönlichen Kontakt nach Außen zu Freunden und Familie pflegen.2. Eigenverantwortung: Wir wollen keinen kontrollieren und auch nicht den Aufgaben hinterherlaufen. Heutzutage organisieren wir uns über Slack-Channels, GitLab-Issues und Telefonate sowie kurze Treffen. Nichtsdestotrotz ist eine gute Selbstorganisation sowie Eigenverantwortung ein Must-Have, v.a. wenn das Team nicht in einem echten Raum sitzt und der Austausch fehlt. Dazu gehört auch die Absprache des Urlaubs und der Off-Zeit mit dem Team.
3. Enger Team-Austausch: Idealerweise wissen alle immer Bescheid, wo die Kollegen gerade sind. Auf der einen Seite, um sich keine Sorgen zu machen, und um auf der anderen Seite zu wissen, ob jemand gerade eine längere Pause einlegt, oder sich nur kurz einen Kaffee holt.
Ich glaube, das war’s… mehr gibt es nicht wirklich zu beachten. Jeder Einzelne findet sicherlich für sich
persönlich zahlreiche weitere Vorteile, die hier nicht aufgezählt wurden.
Hat Remote-Work nun Potential in alle Unternehmen in Deutschland einzuziehen, oder nicht?
Wir sind fest davon überzeugt, dass es noch Jahre dauern wird, bis flächendeckend Konzerne soweit sein
werden. Viele machen gute Schritte in diese Richtung und die Corona-Pandemie hat auch sehr viel dazu
beigetragen, dass es endgültig keine Ausreden mehr gab, ins Büro zu fahren zu müssen – es ging schließlich
auch anders!
Bei emit digital planten wir fest ein Büro vor Corona anzumieten. Allerdings revidierten wir diese Idee, nicht
wegen Corona, sondern aufgrund der Tatsache, dass wir die letzten 5 Jahre in einem 10-köpfigen Team und
weiteren Remote Freelancern ausschließlich Remote gearbeitet haben. Lediglich ein kleines 2-köpfiges
Team hatte ein festes Büro und Schreibtische, war jedoch nicht gezwungen, anwesend zu sein. Am Anfang
gab es natürlich Anlaufschwierigkeiten, aber alle haben sich sehr gut eingegroovt und es funktioniert heute
ohne Probleme, die Arbeit läuft und alle sind happy.
Für uns ist es 100% ein Zukunftsmodell, welches wir verfolgen werden, aber wissen, dass wir in naher
Zukunft auch eine kleine Base brauchen werden – einfach um Wände zu haben, an denen Roadmaps
hängen oder eine User Story Map. Ja, total oldschool und total offline ;-) Den Luxus mit Menschen aus der
gesamten Welt zusammenzuarbeiten oder sie einzustellen und frei zu agieren werden wir niemals
aufgeben, denn es gibt kein besseres Arbeitsmodell für uns